Übersicht:

Kurzbeschreibung

Geschichte von:
1263 - 1899
1900 - 1960
1961 - 1980
1981 - 2000

2001 / 2002 / 2003 / 2004 / 2005 / 2006 / 2007 / 2008 / 2009 / 2010 /

Baron Freiherr von  
   Gemmingen

Stuhl vom Schloss
Franzosenmarterl
Bürgermeister und
   Gemeindeverwaltung

Kirchenglocken
Bahnüberführung
Feldkreuz am
    Woffenbacher Weg

Alte Häuser/Besitzer

    Chronik:
BSC
Feuerwehr
Schule
Schützen
Parrgemeinde
Luftaufnahmen
Postkarten


   Archiv:
CSU Ortsverband
Grundschule
Kolping
OGV
Pfarrgemeinde
Pfeifenclub
Schützen
SRK
 

Bildergalerie

Aus der Geschichte Woffenbachs
Das Franzosenmarterl im Wald


Viele Woffenbacher kennen das Marterl, das nach wenigen hundert Metern im Wald auf dem Weg zur Hohen Ant, an einer großen Fichte angebracht ist. Es zeigt im Vordergrund einen knienden Bauern vor einem mit Holz beladenen Wagen, im Hintergrund sind drohend französische Soldaten zu sehen. Als Jahreszahl ist 1796 angegeben, ein Name fehlt.

Viele haben sich schon gefragt, welche Bewandtnis es mit diesem Marterl auf sich hat. Auf welches Ereignis nimmt es Bezug? Wer hat es anfertigen lassen und an dieser Stelle angebracht?

Die historischen Ereignisse um dieses Marterl sollen hier erzählt werden, wird doch an dieser Stelle eine Episode der langen Geschichte Woffenbachs augenfällig.

Im Jahr 1796 hatte sich der bayerische Kurfürst Karl Theodor im Krieg gegen das revolutionäre Frankreich Österreich angeschlossen. Als die österreichischen Armeen den Vormarsch der Revolutionsarmeen nicht aufhalten konnten, stießen diese nach Oberbayern und in die Oberpfalz vor. In der zweiten Augustwoche des Jahre 1796 zogen sich die kaiserlichen Truppen Richtung Amberg zurück. Am 15. August erreichte schließlich die französische Vorhut Neumarkt, die Hauptmacht unter General Bernadotte folgte am 17. August. Mittlerweile hatten die kaiserlichen Truppen ihren Rückzug gestoppt. Zu einem ersten Scharmützel kam es am 20. und 21. August um Batzhausen, eine größere Schlacht entwickelte sich am 22. August um Deining. Die geschlagenen Franzosen zogen sich noch am 22. August nach Neumarkt und die angrenzenden Dörfer zurück. Die folgende Nacht wurde für die Bewohner Woffenbachs schließlich zur Schreckensnacht. Das Dorf wurde von den französischen Truppen geplündert. Vereinzelt hatte es in den Tagen zuvor auch schon Plünderungen und Vergewaltigungen gegeben, die Nacht vom 22/23. August  übertraf aber alles bisher Erlebte.

Für die Ereignisse in Woffenbach gibt es keinen Chronisten, die Geschehnisse lassen sich aber aus einem amtlichen Dokument rekonstruieren, das am 25. Oktober 1796 angefertigt wurde. In diesem Verzeichnis werden penibel alle Kriegsschäden, die die zur Hofmark gehörigen Einwohner Woffenbachs erdulden mussten, aufgelistet.

Sehr hoch war der Schaden, der durch den Raub von Geld und Schmuck entstanden war. Er belief sich auf insgesamt 1236 Gulden. Das Schadensinventar führt 26 Geschädigte auf. Den größten Verlust mussten Michael Burger mit 150 Gulden, der Austrägler Georg Kraml mit 400 Gulden und Johann Kollmayr mit 335 Gulden hinnehmen. Aus 15 Anwesen entwendeten die Soldaten Getreide wie Gerste und Roggen, aber auch gebackenes Brot. Der Schaden belief sich hier auf 75 Gulden. Am meisten verloren hierbei Johann Gärtner und Georg Thumann. Auch Heu und Stroh wurde requiriert. So verlor allein Georg Deinhard Heu im Wert von 25 Gulden. Rind-, Schweine- und Lammfleisch im Wert von 83 Gulden stahlen die Franzosen aus 10 Höfen. Der Verwalter des Schlosses bezifferte seinen Verlust auf 200 Pfund Schweinefleisch im Wert von 50 Gulden. Groß war auch der übrige Schaden, der im Schloss angerichtet wurde. Gerätschaften aus Messing und Zinn wurden im Wert von 29 Gulden geplündert. Sehr viel schwerwiegender war der Verlust von 4 Pferden und zwei Rindern für den Gutsverwalter. Immerhin konnte er die Rinder für 54 Gulden wieder auslösen.

Lebendige Schweine im Wert von insgesamt 52 Gulden wurde in dieser Nacht den Bauern Leonhard Prantl, Georg Deinhard und Georg Lehenmayer gestohlen. Groß war der Verlust beim Geflügel. Aus 22 Anwesen wurden Hühner, Gänse und Enten im Wert von 90 Gulden entwendet. Aber auch Lebensmittel aller Art ließen die Franzosen mitgehen. Dem Mathias Scharl stahlen sie beispielsweise 10 Pfund Schmalz. Besonders begehrt waren anscheinend Weißbier und Branntwein.

Gebrauchen konnten die Plünderer aber auch Tuch, Leinwand, Kleider, Wäsche, Seiden- und Wollware. Besonders betroffen waren hierbei Georg Liederer, Georg Münch und Martin Burger. Aber auch aus dem Schloss wurde eine große Anzahl von Kleidungsstücken mitgenommen. Geplündert wurden aber auch Schuhe und Stiefel, wie z. B. dem Moritz Pickl ein Paar neuer Stiefel im Wert von 1 Gulden und 54 Kreuzer.

Anscheinend konnten die Soldaten alles brauchen. Sie ließen aus sechs Anwesen Eisen- und Schmiedearbeiten wie Ketten mitgehen, dem Georg Deinhard erleichterten sie um einen Schubkarren. Martin Burger verlor sein Gewehr und einen Hirschfänger im Wert von 12 Gulden.

Daneben werden noch eine Reihe von Gebäudeschäden aufgeführt. Bei sieben Häusern verschafften sich die Soldaten Zutritt, indem sie die Fenster einschlugen. Sebastian Kranzer erlitt dabei z. B. einen Schaden von 5 Gulden. Aber auch Hauseinrichtungen gingen zu Bruch. So bei Martin Burger ein Wassereimer, bei Konrad Polster ein Wasserschaff, bei Georg Lehenmayer eine Truhe und Geschirr und bei der Margarethe Kranzer wurden Truhen und Kasten demoliert.

Die Franzosen richteten auch auf Feldern und Wiesen Schäden an, sie beliefen sich auf 76 Gulden. Nicht zuletzt wurde auch Bau- und Brennholz im Wert von 47 Gulden requiriert. Die betroffenen Bauern waren Georg Forster, Johann Klein, Kohann Kollmayr, Georg Münch, Leonhard Präntl, Johann Seidl, Georg Deinhard, Georg Kraml, Georg Lehmayer, Johann Thonhauser und Johann Päumel. Dass einer der Genannten der Stifter des Marterls war, ist aber unwahrscheinlich. Bleibt noch eine Möglichkeit. In der Rubrik Schäden "In Waldungen, dann Privat- und Gemeindehölzern" wird Johann Gärtner angeführt, dem "Erlen abgehaut" wurden.

Der auf dem Marterl zu sehende Holzwagen führt uns aber in die Irre. Es geht nicht um eine Ladung Holz, im August sowieso rätselhaft. Unser Augenmerk muss sich auf die Zugtiere richten. Wie oben bereits angeführt, verloren die Woffenbacher Bauern keine Kühe an die Franzosen. Der Grund lag darin, dass sie ihr Vieh im Wald versteckten, um es vor dem Zugriff der Soldaten in Sicherheit zu bringen. Aus Dankbarkeit über die Rettung seiner Tiere vor den herumstreifenden Franzosen ließ Konrad Iberl diese Gedächtnistafel anbringen. Sein Enkel Michael Iberl erzählte dies 1904 dem Schlossbesitzer Alfred Bischoff. Als dann später das Marterl renoviert wurde, zeichnete man in Unkenntnis der Situation einen Holzwagen mit auf die Tafel.

Es ging um die Rettung des wertvollen Viehbestands, nicht um einen mit Holz beladenen Wagen. Dies gibt dem Marterl seinen ursprünglichen und verständlichen Sinn.

 Dr. Josef Seger

  Copyright © 2001 [MW]. Alle Rechte vorbehalten.    Zurück  Nach Oben